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Copyright BWE, LEE SH. Fotografin Lea Niedrich 1 

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An dieser Stelle informieren wir Sie zu Themen, Projekten und Fragestellungen, die in Zusammenhang mit dem Ausbau Erneuerbarer Energien in Schleswig-Holstein aktuell besonders intensiv diskutiert werden.

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Dossier Faktencheck Bioenergie

Die Bioenergie ist in der dezentralen Energiewende für die Netzstabilität und Flexibilisierung der Versorgung unentbehrlich. Für die Wärmewende in der Fläche ist sie unabdingbar und auch für klimaneutrale Mobilität ein Baustein. In der Landwirtschaft haben Bioenergie- bzw. Biogasanlagen nicht nur als Einkommensquelle, sondern vor allem zur Erreichung der Klimaziele eine große Bedeutung. Denn durch die Verwertung biologischer Abfälle und insbesondere tierischer Exkremente wie Gülle und Mist tragen Biogasanlagen erheblich zur Reduzierung der klimaschädlichen Emissionen der Landwirtschaft bei. In Deutschland vermeiden Biogasanlagen aktuell pro Jahr über 20 Millionen Tonnen CO2, in Schleswig-Holstein etwa 1,8 Millionen Tonnen. Von den rund 9.630 Biogasanlagen in Deutschland befinden sich fast 900, also ca. 10 Prozent, in Schleswig-Holstein. Die insgesamt installierte Leistung von 504 MW macht rund 9 Prozent der bundesweiten Kapazität aus. In Schleswig-Holstein spielen Biogasanlagen eine wichtige Rolle bei der Erzeugung erneuerbaren Stroms und erneuerbarer Wärme.

WIE FUNKTIONIEREN BIOGASANLAGEN?
In Biogasanlagen findet ein Gärprozess in luftdichten, wärmeisolierten und beheizten Gärbehältern, den Fermentern, statt. Zahlreiche verschiedene Bakterien vergären Substrate wie Gülle, Bioabfälle oder Energiepflanzen unter Luftabschluss zu Biogas und den Gärresten.

Der wichtigste Bestandteil von Biogas ist Methan (CH4). In Abhängigkeit von den eingesetzten Substraten schwankt der Methangehalt zwischen 50 und 75 Prozent. Daneben kommen Kohlendioxid (CO2) mit 25 bis 45 Prozent und andere Inhaltsstoffe wie Wasserdampf, Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, Ammoniak und Schwefelwasserstoff in geringen Konzentrationen vor.

Biogas kann man direkt als Gas und Treibstoff nutzen oder damit Strom oder Wärme erzeugen. Je nach Methananteil lassen sich mit einem Kubikmeter Biogas 1,9 bis 3,2 kWh Strom produzieren. Biogas ist in verschiedenen Formen speicherbar.

WIESO STABILISIEREN BIOGASANLAGEN DAS STROMNETZ?
Die Energiegewinnung aus Sonne und Wind schwankt im Zeitverlauf. Die Sonne scheint tagsüber sowie abhängig von Jahreszeit und Wolkendecke; der Windreichtum in Schleswig-Holstein ist ebenfalls vom Tagesgang geprägt. Stromspeicher entstehen, sind jedoch heute noch nicht flächendeckend verfügbar. Daher ist Bioenergie für eine erneuerbare Stromversorgung wichtig. Sie lässt sich nicht nur zuverlässig und gleichmäßig erzeugen, sondern auch problemlos speichern. Deshalb ergänzen Biogasanlagen perfekt Wind- und Solaranlagen in der Energiewende und sind ein wichtiger Faktor für die Versorgungssicherheit und die Stabilisierung unserer Stromnetze.

WARUM IST BIOGAS INSBESONDERE IM LÄNDLICHEN RAUM WICHTIG FÜR KLIMAFREUNDLICHE WÄRME?
Im ländlichen Raum gibt es kaum Gasnetze regionaler Versorger. Hier liefern Biogasanlagen vor Ort nachhaltige und CO2-freie Wärme. Sie beheizen z. B. Schulen, Turnhallen, Krankenhäuser, Seniorenheime, Schwimmbäder und Wohnhäuser mit Biogaswärme. Da diese Wärme in der Region erzeugt und genutzt wird, sind die Transportwege kurz und die Verluste in den Leitungen gering. In Schleswig-Holstein erzeugten Biogasanlagen im Jahr 2019 rund 13,4 Prozent der insgesamt benötigten Wärme. Sie liefern damit den weitaus größten Anteil der erneuerbaren Wärme. Die Landesregierung wird ohne den weiteren Ausbau dieser Energiequelle insbesondere im ländlichen Raum voraussichtlich nicht ihr Ziel erreichen, bis 2030 den Anteil der Wärme aus erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch Wärme fast zu verdreifachen und auf mindestens 38 Prozent zu erhöhen.

WELCHEN BEITRAG KANN BIOGAS ZUR VERKEHRSWENDE LEISTEN?
Mit 100 Prozent Biomethan betankte Fahrzeuge stoßen im Vergleich zu einem Benziner bis zu 90 Prozent weniger Treibhausgase aus. LKW, die mit Biogas aus Bioabfällen und landwirtschaftlichen Reststoffen fahren, verursachen bis zu 95 Prozent weniger CO2, bis zu 97 Prozent weniger Feinstaub und erheblich weniger Stickoxide und Lärm. Sie schonen also sowohl die Umwelt als auch die Gesundheit. Außerdem ist eine Tankfüllung Biogas wesentlich günstiger als Benzin und Diesel – da diese das Klima mit CO2 belasten, wirkt sich bei ihnen der CO2-Preis zunehmend verteuernd aus. Es gibt also vielfältige Gründe dafür, gerade in einem Agrarland wie Schleswig-Holstein Biogas auch in der Verkehrswende einzusetzen.
Bisher gibt es in Schleswig-Holstein rund 20 öffentliche Tankstellen für 100 Prozent Bio-CNG (Compressed Natural Gas). Zusätzliche Biogas-Tankstellen könnten insbesondere den landwirtschaftlichen Verkehr sowie Nutz- und Baufahrzeuge versorgen und so nicht nur zur Sektorenkopplung beitragen, sondern zu einer gleichförmigeren Nutzung des Biogases im gesamten Jahr.

WELCHE SUBSTRATE LASSEN SICH IN BIOGASANLAGEN VERGÄREN?
Biogasanlagen können jegliche biologischen Substrate verwerten und daraus erneuerbare Energie in Form von Gas und Strom gewinnen. Nicht nur Ernterückstände aus der Landwirtschaft wie Rübenblatt, Stroh sowie Gemüse-, Kartoffel- und Getreideabfälle lassen sich vergären, sondern auch geschredderte Abfälle aus Holzwirtschaft und Gartenbau. Zudem werden in Deutschland auf über einer Million Hektar Energiepflanzen wie Mais angebaut. Mais hat einen sehr hohen Energieertrag und benötigt im Vergleich aller Ackerbaukulturen die wenigsten Pflanzenschutzmittel. In Schleswig-Holstein ist der Anbau von Silomais 2021 im Vergleich zu 2020 um fünf Prozent gesunken. 2021 haben Landwirte hier noch rund 177 700 Hektar (27 Prozent der Ackerfläche) für Silomais genutzt, wovon etwa eine Hälfte als Rinderfutter genutzt wird und die andere zur Energiegewinnung. Da der Maisanbau in einigen Regionen zu problematischen Monokulturen geführt hat, setzen immer mehr Landwirte neue Energiepflanzen ein wie z. B. die mehrjährige Durchwachsene Silphie. Andere säen auch Riesenweizengras oder Wildpflanzenmischungen aus, die nachweislich zu einem höheren Bestand an Insekten und Kleintieren führen und damit dem Artenschutz und der Artenvielfalt dienen. Beim Einsatz von Wiesengras können Biogasanlagen zum Beispiel pro Hektar Anbaufläche 4.000 bis 7.000 Kubikmeter Biogas erzeugen. Silomais oder Futterrüben liefern ca. 7.000 bis 10.500 Kubikmeter Biogas je Hektar. Mais ist also vor allem wirtschaftlicher als andere Energiepflanzen. Daher gilt es, andere Prioritäten setzen, um Synergien zwischen Biogas-Erzeugung und Förderung der Artenvielfalt zu nutzen.

WIE KÖNNEN BIOGASANLAGEN ZUR SENKUNG DER KLIMASCHÄDLICHEN EMISSIONEN IN DER LANDWIRTSCHAFT BEITRAGEN?
Die Tierzucht unserer konventionellen Landwirtschaft führt zu großen Mengen an Gülle, Jauche und Festmist. Beim Ausbringen der tierischen Exkremente auf die Felder entweichen Methan und CO2. Diese Treibhausgase tragen erheblich zum Klimawandel bei. Außerdem gelangt Nitrat in die Böden und führt zu einer steigenden Belastung unseres Trinkwassers, aus dem es sich nur aufwendig und mit hohen Kosten entfernen lässt. Daher verlangen Vorgaben der EU und deutschen Gesetze, dass die Landwirtschaft den Nitrateintrag in die Böden drastisch verringert.
Die Vergärung von Gülle in Biogasanlagen ist ein wichtiger Teil der Lösung. Bislang werden etwa drei Viertel der in Deutschland anfallenden tierischen Exkremente auf die Felder ausgebracht, statt sie erst energetisch zu verwerten und dann die Gärsubstrate zielgerichteter und deutlich emissionsärmer für die Düngung einzusetzen. In Biogasanlagen ist Methan der genutzte Rohstoff. Daher ist es das Ziel, dieses zu nutzen und nicht durch eine Ausbringung auf den Äckern zu verlieren. So werden klimaschädliche Gase aufgefangen, die beim Ausbringen dieser Reststoffe auf die landwirtschaftlichen Flächen in die Atmosphäre entweichen. Die Vergärung von Gülle in Biogasanlagen senkt die Methan- und CO2-Emissionen der Landwirtschaft, und macht somit die Landwirtschaft klimafreundlicher.

Zudem dienen die Gärprodukte als hochwertige Düngemittel. Sie sind reich an humusbildenden Stoffen und Nährstoffen. Da sie sich gut transportieren lassen, kann man sie nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch im Landschafts- und Gartenbau sowie in Privatgärten als organischen Dünger einsetzen. So schließt sich der natürliche Nährstoff- und Humuskreislauf und der Einsatz energiereich erzeugter mineralischer Dünger wird vermieden. Daher ist eine Unterstützung für die Gülleverwertung in Biogasanlagen wichtig, um die klimaschädlichen Emissionen der Landwirtschaft zu reduzieren.

WIESO SIND BIOGASANLAGEN UND ARTENSCHUTZ KEIN WIDERSPRUCH?
In Biogasanlagen können Pflanzen eingesetzt werden, die in der Lebens- oder Futtermittelproduktion keine Verwendung finden und damit nicht in Konkurrenz stehen. Wildpflanzenmischungen haben eine positive Wirkung auf den Bestand an Insekten und Wildtieren sowie die Bodengesundheit. Sie werden erst nach der Lebensdauer der Insekten oder Brutzeit der Tiere geerntet, so dass diese sich in einem Biotop ohne Pflanzenschutzmittel ungestört vermehren können. Daher werden neue Energiepflanzen derzeit nicht nur in vielen Projekten getestet, sondern auch bereits in der Praxis angebaut und tragen so zum Artenschutz bei.
Biogas- und Erdgas-Tankstellen in SH
Dossier eFacts
eFACTS – FAKTEN FÜR DIE ECHTE ENERGIEWENDE: SAUBER, SMART, SCHNELL.
Wir unterstützen die eFacts, eine Initiative von GP JOULE! #eFacts Grafiken, Downloads und weitere Hintergründe finden sie hier. Unser gemeinsamer Ansatz:

100% Erneuerbar ist möglich – aber wir müssen jetzt handeln! Neun eFacts machen anschaulich, wie wir mit der echten Energiewende die Klima­ziele erreichen können. Dazu brauchen wir zum Beispiel eine dezentrale Energieversorgung: Dies ist effizienter. Informieren Sie sich hier über die echte Energiewende – und engagieren Sie sich dafür!

DEZENTRAL SCHLÄGT ZENTRAL.
Kleiner ist besser: Warum flexible dezentrale Netze günstiger sind als zentrale Stromtrassen.

Mit 100 % erneuerbarer Energie sparen wir viel Geld – wenn wir dezentral denken. Dafür müssen wir nur Erzeuger wie Wind– oder Solaranlagen, Speicher und Verbraucher miteinander verbinden. Denn wenn Erzeugung und Verbrauch lokal im Gleichgewicht sind, kann der kostspielige Netzausbau reduziert werden. Der Zubau dezentraler Erzeugungsanlagen ist erheblich günstiger, als Strom über lange Strecken durch das Land zu transportieren!

Dezentrale Systeme sind besonders kosteneffizient, wenn Erzeugung und Verbrauch räumlich nahe beieinander liegen und die Verbraucher wie Industrie, Haushalte oder Verkehr flexibel sind. Dann können sie die wetterab­hängige Stromerzeugung aus Solar- und Windkraft optimal nutzen. Dazu brauchen wir Speicherlösungen wie Batterien und die Wasserstofftechnologie. Grünstrom kann per Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt und flexibel gespeichert oder genutzt werden. Zusätzlich können wir Strom in Batterien speichern, zum Beispiel in Elektroautos. Deren Anteil steigt bis 2030 bereits auf rund ein Viertel des deutschen PKW-Bestands – hier besteht also großes Potenzial. Mit diesen Mitteln erfolgt der Aus- gleich zwischen Erzeugung und Verbrauch lokal. Der Netzausbaubedarf sinkt – der Bau langer Stromtrassen wird überflüssig

UMBAU IST SCHNELLER ALS NEUBAU.
Volles Rohr für Erneuerbare: Warum der Gasnetzumbau die Energieversorgung günstiger und schneller sichert.

Der Bau neuer Stromtrassen dauert lange, ist teuer und stößt auf Widerstand in der Bevölkerung. Viel effizienter ist es, Grünstrom in Wasserstoff umzuwandeln und in das bestehende Gasnetz einzuspeisen. Dieses verläuft unterirdisch und transportiert erheblich größere Energiemengen als eine Stromleitung.

Doppelter Effizienzvorteil, wenn wir einfach das Gasnetz für die Verwendung von Wasserstoff umrüsten: Erstens transportieren Gasleitungen ein Vielfaches der Energie im Vergleich zu Stromleitungen. Es müssen also weniger Leitungen neu gebaut werden – die Energiewende gelingt schneller! Zweitens kann die vorhandene Gasnetz-Infrastruktur genutzt werden, um Power-to-Gas-Anlagen mit Verbrauchern zu verbinden. Diese Elektrolyseure erzeugen in der Nähe von Wind- und Solaranlagen aus Grünstrom Wasserstoff. Der Wasserstoff wird dann zu den Verbrauchern transportiert. Solche dezentralen Abnehmer für Grünstrom entlasten das Stromnetz. Das wiederum kann die Kosten für das teure Engpassmanagement – das sind Maßnahmen zur Vermeidung von Leitungsüberlastungen – um über 20 % reduzieren. Bei derzeit über 1 Milliarde Euro jährlich ergibt sich ein erhebliches Einsparpotenzial.

100 % GRÜNSTROM? ABER SICHER.
Es ist genug! Warum Deutschland sich aus Erneuerbaren vollständig versorgen kann.

Wir können aus dem Vollen schöpfen: Wind- und Solarenergie, Biomasse, Batteriespeicher und Wasserstofftechnologie sichern künftig unsere Energieversorgung – rund um die Uhr. Wie das geht? Energie effizient nutzen, Solar- und Windkraftanlagen zügig ausbauen und flexible Speichertechnologien wie Wasserstoff-Elektrolyse ausbauen. 100% Versorgungssicherheit bei null Emissionen ist kein Traum, sondern 100% machbar.

DIE ENERGIEWENDE HAT EINE BATTERIE: WASSERSTOFF.
Kalt, nass, dunkel? Egal. Warum Erneuerbare auch im Winter zuverlässig liefern.

Energie aus erneuerbaren Quellen gibt es mehr als genug – nur nicht zu jedem Zeitpunkt in gleicher Menge. Unsere Versorgung ist dennoch gesichert, wenn wir unseren Verbrauch flexibel gestalten und Wasserstoff als Speicher nutzen. Immer dann, wenn viel Solar- und Windstrom verfügbar ist, stellen Elektrolyseure Grünen Wasserstoff her. Dieser steht für alle Sektoren bereit: Industrie, Mobilität, Strom und Wärme. Das Gasnetz mit allen Speichern bietet ausreichend Kapazität für die Menge an Wasserstoff, die ganz Deutschland rund ums Jahr sicher versorgt – egal bei welchem Wetter. Das macht Wasserstoff zur »Batterie der Energiewende«.

Nutzen wir das Potenzial der echten Energiewende: Ein dezentral aufgebautes Versorgungssystem mit räumlicher Nähe von Erzeugung und Verbrauch nutzt verfügbare Energie effizienter. Abwärme, die bei der Elektrolyse zur Erzeugung von Wasserstoff entsteht, wird ins Nahwärmenetz eingespeist. So kann sie genutzt werden anstatt zu verpuffen. Zur Produktion der erforderlichen Menge an Wasserstoff braucht es insgesamt etwa 830 Elektrolyseure mit je 100 Megawatt Leistung. Solch ein Elektrolyseur braucht mit Nebenanlagen ungefähr so viel Platz wie eine Tankstelle. Von denen haben wir im Vergleich 14.000 in Deutschland.

NETZENTGELTREFORM: AUF DEN RICHTIGEN ANREIZ KOMMT ES AN.
Das Netzentgeltsystem gibt noch immer Anreiz zu hohem Stromverbrauch – ein überholtes System!

Das derzeitige Netzentgeltsystem belohnt Ineffizienz: Wer einen konstant hohen Stromverbrauch hat, zahlt auf die Kilowattstunde bezogen am wenigsten Netzentgelt. Für die Energiewende muss das System ganz anders aussehen: Belohnt wird dann, wer seinen Verbrauch am besten der aktuellen Netzsituation anpassen kann. In Zeiten starker Netzauslastung wegen hoher Stromeinspeisung sollten Verbraucher, die viel Strom abnehmen, nur minimale Netzentgelte zahlen. Heute wird eine solche Lastspitze mit einem hohen Leistungspreis bestraft.

Das derzeitige Netzentgeltsystem folgt der Funktionsweise von Kohle- und Kernkraftwerken. Diese laufen idealerweise rund um die Uhr mit einer kontinuierlichen Leistung. Flexibles Anfahren und Abschalten gehen zu Lasten der Lebensdauer von Kessel und Nebenanlagen. Die Netzent­gelte geben daher noch immer Anreiz für hohen und konstanten Verbrauch. Unser Verbrauch ist aber nicht immer gleich hoch. Bei einer vollständigen Versorgung aus erneuerbaren Quellen müssen wir umdenken – Flexibilität muss belohnt werden! Wie kann man der Industrie einen Anreiz geben, flexibel zu werden? Die Netzentgelte müssen günstiger sein, wenn sich Verbraucherinnen und Verbraucher auf eine flexible Abnahme des Stroms einstellen: Auf diese Weise wird bei höherer Einspeisung mehr produziert und das Netz entlastet. Damit wird beispielsweise das Lager eines Betriebs zum Energiespeicher und das Netz weniger beansprucht. Zahlreiche solcher Beispiele sind denk- und machbar. Zwar werden nicht alle Energieverbraucher die Flexibilität erhöhen können. Doch wenn der Anreiz hoch genug ist werden wir sehen, dass sich viele Betriebe umstellen können. Wie viele? Finden wir es heraus!

UNTERM STRICH BLEIBT MEHR – IN DER REGION.
Dabei sein und profitieren: Wie mit Erneuerbaren mehr Wertschöpfung in der Region entsteht.

Die »Energiewende von unten« ist in vollem Gang: Bisher haben sich Menschen in ganz Deutschland zu weit über 800 Energiegenossenschaften zusammengeschlossen. Sie tragen damit aktiv zum Klimaschutz und zum Umbau des Energiesystems bei. Sie sichern Arbeitsplätze in ihrer Region und schaffen Transparenz darüber, woher ihre Energie kommt. Der dezentrale Charakter der echten Energiewende und der Genossenschaftsgrundgedanke greifen ineinander: Beides schafft Teilhabe, Mitbestimmung und Sicherheit – finanziell und in der Energieversorgung. Das überzeugt!

Regionale Wertschöpfung durch Erneuerbare findet auf vielen Ebenen statt: Bürgerinnen und Bürger sind selbst am Erlös aus dem Verkauf der Energie beteiligt und generieren zugleich Pacht- und Steuereinnahmen für ihre Kommune. Menschen, die täglich vor Augen haben, wie ihre Energie erzeugt wird, gehen bewusster und effizienter damit um. Neben der Stromerzeugung bietet die Sektorkopplung die Möglichkeit, regionale Wärmeangebote, Ladeinfrastruktur und Tankstellen für Wasserstoff aufzubauen. Diese sichtbare Kreislaufwirtschaft schafft Identifikation mit der Gemeinde, stärkt die Kommune durch Wertschöpfung und fördert Umwelt- und Klimaschutz.

STROM MUSS MEHR ALS STROM SEIN.
Alles inklusive: Wie Erneuerbare für Strom, Wärme und Mobilität sorgen.

Wind- und Solarkraft sind die Pfeiler der Energiewende, doch sie liefern weit mehr als Strom: Sie versorgen uns mit der Basis für Brenn- und Kraftstoff. Sie liefern Grundstoffe für die chemische Industrie oder die Stahlherstellung. Regenerativer Strom, per Elektrolyse in Grünen Wasserstoff umgewandelt, ist das klimaneutrale Bindeglied zwischen den Sektoren Strom, Wärme, Mobilität und Industrie. Bislang hat jeder Sektor eine eigene Infrastruktur und eigene Richtlinien. Das führt zu großen Effizienzeinbußen: Bei der Erzeugung von Strom aus Kohle beispielsweise wird die entstehende Wärme häufig nicht genutzt, sondern verfällt. Anders ist es bei der Sektorkopplung mit Grünstrom und Grünem Wasserstoff: Damit erreichen wir Flexibilität, eine Steigerung der Energieeffizienz durch höhere Wirkungsgrade und die Dekarbonisierung der Industrie.

Damit die echte Energiewende gelingt, brauchen wir Grünen Wasserstoff – dieser wird per Elektrolyse aus Wasser und Grünstrom erzeugt und ist damit klimaneutral. Noch sind die Kapazitäten zur Erzeugung von Grünem Wasserstoff in Deutschland gering: Derzeit werden nur 7 % des deutschen Wasserstoffbedarfs durch Elektrolyse hergestellt. Deutschland hat das Potenzial, seinen gesamten Bedarf aus erneuerbaren Energien und Wasserstoff zu decken. Das ist sinnvoller, effizienter und schneller umsetzbar, als Grünen Wasserstoff aus dem Ausland zu importieren. Die Vorteile liegen auf der Hand: Alle Sektoren werden künftig CO2-neutral sein, wenn hier erzeugter Grüner Wasserstoff zu Treibstoff für Bus-, Bahn- und Schiffsverkehr wird, in Industrieprozessen zum Einsatz kommt und Gebäude mit Strom und Wärme versorgt.

NUR SMARTE ENERGIE IST EFFIZIENT.
Auf den Durchblick kommt es an: Warum Digitalisierung mehr Effizienz bringt.

Machen Sie am Steuer die Augen zu? Ihr Verteilnetzbetrieb wahrscheinlich schon. Das konventionelle Energiesystem war wie eine Einbahnstraße: Strom fließt hier von den Großkraftwerken zu denen, die ihn nutzen. Mit der Energiewende gibt es aber immer mehr »Prosumierende«: Verbrauchende speisen zum Beispiel Solarstrom vom eigenen Dach ins Netz ein. Sie erzeugen und konsumieren damit zugleich – der Energiefluss bekommt zwei Richtungen. Damit das System funktioniert, müssen aber alle – Netzbetreiber, Verbraucher und Einspeiser – in Echtzeit mit Daten versorgt werden. Einspeiseprognose, Netzdaten, Speicherstand – diese Daten ermöglichen effiziente Energienutzung und neue Geschäftsmodelle.

Wir brauchen mehr Tempo bei der Digitalisierung im Energiesystem: Noch kommunizieren Netzbetreiber und Lieferanten per E-Mail mit Fristen von mehreren Tagen. Für einen schnellen Ausbau von Smart Metern – intelligenten Messsystemen – bei Erzeugern und Verbrauchern müssen Behörden und die gesetzgebende Instanz viel schneller arbeiten. Sie müssen neue Standards vorgeben. Während der Telefonanbieter sekundenscharf Gesprächsminuten auflisten kann, wird bei den meisten Stromverbrauchern nicht einmal der tatsächliche, momentane Verbrauch gemessen: Grundlage der Abrechnung ist das »Standard-Lastprofil«. Das ist ein theoretischer Wert, der sich aus Messungen in der Vergangenheit errechnet. Effizienz und Innovation brauchen aber Digitalisierung – je schneller, desto besser!

LANGSTRECKE MUSS TEURER SEIN ALS KURZSTRECKE.
Anreize für Flexibilität und Netzentlastung: Wie die Netzentgelte neu berechnet werden müssen.

Auf dem Weg zu 100 % Erneuerbar gehen Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg mit gutem Beispiel voran – schon heute erzeugen sie mehr sauberen Strom, als sie selbst benötigen. Allerdings zahlen Verbraucherinnen und Verbraucher in Bundesländern mit hoher Grünstromerzeugung mehr für ihren Strom als solche in den südlichen Bundesländern. Diese wiederum produzieren weniger Ökostrom, haben aber einen hohen Energiebedarf. Tatsächlich ist es günstiger, in Hessen Strom aus Nordfriesland zu verbrauchen, als in Nordfriesland selbst: Die Netzentgelte sind im Süden geringer und der Transportweg des Stroms ist nicht Bestandteil des Tarifs. Dabei führt der Energietransport von Nord nach Süd zu hoher Netzbelastung. Das verursacht hohe Kosten für das Engpassmanagement.

Etwa 1 Milliarde Euro pro Jahr fallen für das Engpassmanagement an. Das sind Eingriffe und Maßnahmen zur Steuerung von Energieanlagen, um Netzüberlastungen auszugleichen und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Außerdem bestraft das derzeitige Netzentgeltsystem die Flexibilität. Wir brauchen also ein neues Netzentgeltsystem: Die Netzent­gelte müssen dann am niedrigsten sein, wenn Verbraucher flexibel auf die Erzeugung von Windkraft- und Solaranlagen in ihrer Region reagieren. Wenn das Netzentgeltsystem nicht geändert wird, werden aus Kostengründen ineffiziente Entscheidungen getroffen: Elektrolyseure in Südhessen nutzen Wind aus Nordfriesland. Der Anreiz sollte aber dahin gehen, dass der Elektrolyseur in Nordfriesland in der Nähe der Windkraftanlage gebaut wird. Dieses Vorgehen reduziert Netzengpässe und senkt die Kosten für das Engpassmanagement – die Kosten sinken damit für alle. So entsteht ein effizientes Gesamtsystem.
Dossier Mobilität und Erneuerbare Energien in SH
ERNEUERBARE ENERGIEN FÜR DEN SEKTOR MOBILITÄT IN SCHLESWIG-HOLSTEIN

Die Klimaziele sind ohne Mobilitätswende nicht zu erreichen. Aus dem Pariser Klimaschutzabkommen und dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts ergibt sich, dass bis spätestens 2045 auch die fossilen CO2-Emissionen des Verkehrs auf null reduziert werden müssen. Mobilität muss also in naher Zukunft ausschließlich auf Basis erneuerbarer Energien erfolgen. Vorhandene Zweifel an der Machbarkeit einer klimaneutralen und emissionsfreien Mobilität möchte der Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (LEE SH) mit den folgenden Informationen ausräumen.

GIBT ES AUSREICHEND ERNEUERBARE ENERGIEN FÜR KLIMANEUTRALE MOBILITÄT?

Schon heute erzeugt Schleswig-Holstein rund 60 % mehr erneuerbaren Strom, als im Land aktuell verbraucht wird. Mit dem hier über den regionalen Bedarf hinaus erzeugten Strom und dem vorhandenen Biogas könnte schon heute der Straßenverkehr in Schleswig-Holstein CO2-frei erfolgen. Um in der ganzen Bundesrepublik sämtlichen Verkehr zu dekarbonisieren, ist jedoch viel mehr erneuerbarer Strom nötig, als heute produziert wird. Wind- und Solarenergie müssen also in der gesamten Bundesrepublik zügig weiter ausgebaut werden.

WELCHE TECHNOLOGIE IST DIE RICHTIGE?

Elektromobilität ist derzeit die effizienteste Technologie. Dies hat eine aktuelle Studie des ICCT aus Juli 2021 bestätigt. Danach liegen die Lebenszyklus-Emissionen eines batterieelektrischen Fahrzeugs der heutigen Kompaktklasse 66 – 69 % unter denen eines vergleichbaren Benziners oder Diesels. Dieser Vorteil steigt mit einem steigenden Anteil an erneuerbarem Strom im Strommix auf bis zu 81 %. Der Wasserstoffantrieb ist etwa dreimal so energieintensiv wie der batterieelektrische und führt damit bei der Herstellung des Wasserstoffs aus Erdgas nur zu rund 30 % weniger Emissionen als beim Benziner.

Diese Bilanz verbessert sich erheblich mit grünem Wasserstoff und wenn die bei dessen Erzeugung (Elektrolyse) anfallende Wärme bspw. in einem Nahwärmenetz eingesetzt wird. Hybridfahrzeuge produzieren nur etwa 20 % weniger Emissionen als herkömmliche PKW. Für PKW ist der elektrische Antrieb erste Wahl. Anders sieht es beim Schwerlast-, Schiffs- und Flugverkehr aus, s. u.

WARUM IST DIE DIGITALISIERUNG FÜR DIE MOBILITÄTSWENDE UNVERZICHTBAR?

Digitalisierung ist die Voraussetzung für eine intelligente und effiziente Nutzung der Mobilität. Neue IT-Applikationen machen flexible und einfache Nutzungen verschiedener Mobilitätsangebote und deren Kombination mit dem Smartphone oder per Web-App möglich. Mit einem Klick werden sich z. B. Carsharing, Bahn und Bus bis zu Fahrrad und E-Scooter kombinieren lassen. Innovative Sharing-Modelle und On-Demand-Dienste können mit punktgenauen Daten maßgeschneiderte Mobilität für jeden bieten. Nur digital lässt sich der Verkehr effizient in Echtzeit steuern. So entstehen Staus gar nicht erst und die Parkplatzsuche wird überflüssig. Intelligent vernetzte Logistik verhindert unnötigen Leerverkehr und unterstützt einen effizienten und bedarfsgerechten ÖPNV.

Schon heute erfordern die Suche von Ladesäulen und Gas- bzw. Wasserstofftankstellen sowie Bezahlfunktionen ein flächendeckendes Datennetz. Autonomes Fahren ist ohne entsprechende digitale Infrastruktur undenkbar. Voraussetzung für eine effiziente Nutzung des erneuerbaren Stroms ist zudem ein intelligentes, d. h. digitales und netzdienliches Last- und Lademanagement. Die Energiewende wird als digitales Projekt erfolgreich, wenn Stromerzeugung und -verbrauch gekoppelt werden: Wenn Wind und Sonne Energie liefern, werden die Batterien der Fahrzeuge geladen. Und zugleich wird mit bidirektionalem Laden (Strom aus dem Fahrzeug zurück ins Netz ausspeisen) die Nutzung der Autobatterien als Speicher ermöglicht.

WIE BLEIBT ERNEUERBARE MOBILITÄT BEZAHLBAR?

Betrachtet man sowohl die Erzeugungs- als auch die Folgekosten, sind Photovoltaik- und Windstrom an Land schon heute die günstigste Form der Stromerzeugung. Dies bildet der Energiemarkt jedoch nicht ab. Denn einerseits werden fossile Brennstoffe noch immer aus Steuermitteln subventioniert. Andererseits trägt die Gesellschaft auch noch die Endlagerkosten für Atommüll und die Klimafolgekosten der Nutzung von Kohle, Öl und Gas. Eine angemessene CO2-Bepreisung der fossilen Energieträger - inklusive der Klimafolgekosten - ist Voraussetzung für faire Marktpreise.

Zudem finanzieren vor allem die privaten Haushalte sowie die klein- und mittelständischen Unternehmen mit ihren Stromkosten in erheblichem Umfang Subventionen. Auch diese sind aus dem Staatshaushalt zu tragen, damit erneuerbarer Strom nur mit den tatsächlichen Kosten belastet und so sein Preis deutlich sinken wird. Eine faire oder zumindest gleichmäßige Verteilung der Netzkosten auf alle Stromverbraucher wird zu einer weiteren Preissenkung führen. Denn aktuell sind die Netzentgelte und damit die Stromkosten dort besonders hoch, wo viele Wind- oder Photovoltaikanlagen erneuerbaren Strom einspeisen. Dabei belastet erneuerbarer Strom, der in der Nähe der Erzeugung genutzt wird, gerade die teuren Hochspannungsnetze nicht. Eine sachgerechte und faire Kostenverteilung würde erneuerbare Energien in der Nähe ihrer Erzeugung besonders günstig machen. Dort wären alternative Antriebe dann auch besonders attraktiv.

Im Betrieb sind Elektro-PKW schon heute günstiger als Verbrenner. Ein gängiges Elektroauto („Golf-Klasse“) benötigt für 100 km Fahrtstrecke ca. 15 kWh. Bei einem durchschnittlichen Strompreis von 32 Cent pro kWh bedeutet dies 4,80 EUR pro 100 km. Ein vergleichbarer Benziner verbraucht 5,5 Liter für 100 km – bei einem durchschnittlichen Benzinpreis von derzeit ca. 1,45 Euro pro Liter macht das rund 8 EUR. Auf 15.000 km Jahreslaufleistung beläuft sich der Kostenvorteil eines E-Autos also auf gute 480 EUR. Je größer das Fahrzeug, desto höher die Ersparnis. Weitere Kostenvorteile ergeben sich bei Wartung, Service und KFZ-Steuer, während  die Versicherungen vergleichbar zu Buche schlagen.

WIE WIRD DER ÖPNV KLIMANEUTRRAL?

Die Umrüstung von Diesel- auf Elektrobusse kann sich zu einer ökologischen und ökonomischen Alternative im ÖPNV und einem Motor beim Ausbau der Elektromobilität entwickeln. Daran arbeitet ein schleswig-holsteinischer Unternehmensverbund im von EU und Land finanzierten Projekt PiLUDE im GreenTEC Campus in Enge-Sande. Ziel ist ein rund 50-prozentiger Kostenvorteil bei der Umrüstung eines Dieselbusses gegenüber dem Kauf eines neuen Elektrobusses und eine Umrüstdauer von nur drei bis vier Wochen. Dabei ist auch die Nutzung von Wasserstoff für die Elektromotoren möglich.

Der Standort des Unternehmens in Schleswig-Holstein schafft sowohl die Möglichkeit der schnelleren Dekarbonisierung des ÖPNV in Schleswig-Holstein, als auch Arbeitsplätze und Wertschöpfung. Von den 38.466 km Eisenbahnschienen in Deutschland sind mit 20.726 km gut die Hälfte elektrifiziert. Leider ist Schleswig-Holstein mit bislang nur 23 Prozent Schlusslicht. Doch schon ab 2022 werden 55 Elektrotriebwagen alle Dieseltriebwagen der bisherigen Netze Nord und Ost ersetzen. Insbesondere in Dithmarschen und Nordfriesland bieten sich diverse Strecken auch für Brennstoffzellenzüge an, weil dort in großer Menge erneuerbare Energien zur Verfügung stehen und Wasserstoff erzeugt werden kann. Ein Pilotprojekt wie in Niedersachsen gibt es in Schleswig-Holstein noch nicht.

WIE LÄSST SICH MOBILITÄT ANDERS ORGANISIEREN?

Carsharing ist in Schleswig-Holstein noch kein großes Thema und eher in den Städten an der Ostseeküste möglich. Kooperationen von Verkehrs- und Wohnungsbaugesellschaften könnten neue Möglichkeiten für Carsharing eröffnen. In der Fläche Schleswig-Holsteins, insbesondere im Westen und Norden, ist das Dörpsmobil ein erfolgreiches Modell. Die Akademie für die ländlichen Räume Schleswig-Holsteins e.V. stellt eine kostenlose Buchungssoftware zur Verfügung und hat einen Leitfaden entwickelt.

Zur Entlastung der i.d.R. ehrenamtlichen Dörpsmobil Akteure vor Ort (Gemeinden, Vereine) wird die Soft- und Hardware einer begrenzten Anzahl von Dörpsmobil-Gemeinden bzw. – Vereinen aktuell bis Ende 2021 kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Förderung beinhaltet den Hardwareeinbau und die Softwarenutzung für 1 Dörpsmobil sowie 1 Fahrrad pro Gemeinde bzw. Verein und ist auf 2 Jahre, ab Zeitpunkt der Bereitstellung, befristet. Eine Fortsetzung des Projekts ist noch nicht entschieden.

WIE KÖNNEN WIR UNSERE GÜTER KLIMANEUTRAL TRANSPORTIEREN?

Der regionale Auslieferverkehr (bis 200 km) lässt sich am effizientesten batterieelektrisch oder mit Bio-CNG betreiben. Sowohl der erneuerbare Strom als auch das Biogas in Schleswig-Holstein sind vorhanden. Eine Umrüstung der Verbrenner auf alternative Antriebe ist meist kostengünstiger und nachhaltiger als eine Neuanschaffung und schafft in Schleswig-Holstein Wertschöpfung und Arbeitsplätze (s. a. ÖPNV).

Für Land- und Baumaschinen lassen sich die regionalen Erzeugungsmöglichkeiten von erneuerbaren Energien mit Technologieoffenheit optimal nutzen. In der Nähe von Biogasanlagen und entsprechenden Tankstellen bietet sich die Nutzung von Gasantrieben, d.h. Bio-Methan und Bio-CNG an. Wo bereits grüner Wasserstoff produziert wird und entsprechende Tank-Möglichkeiten vorhanden sind, kann dieser auch für den regionalen Land- und Bauverkehr genutzt werden. Auch kleine Betankungslösungen werden von regionalen Unternehmen angeboten. Der Schwerlastverkehr wird nach derzeitigem Stand der Technik auf grünen Wasserstoff angewiesen sein.

Denn Brennstoffzellen-Fahrzeuge haben eine hohe Reichweite und geringes Gewicht, was für die maximale Zuladung entscheidend ist. Außerdem sind die Tankvorgänge schnell und die Fahrzeuge emissionsfrei, wenn der Wasserstoff mit erneuerbarem Strom produziert wird (weder CO2 noch Stickstoff- und Schwefeloxide bzw. Feinstaub). Voraussetzung für die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs ist ein Wasserstoff-Tankstellen-Netz an den Verkehrsknotenpunkten im Land.

WIE WIRD DER FLUGVERKEHR KLIMANEUTRAL?

Für CO2-freie Flüge werden alternative flüssige Kraftstoffe benötigt. Aus der Kombination von Wasserstoff und Kohlendioxid lassen sich flüssige Kraftstoffe herstellen und somit synthetisches Kerosin für die Luftfahrt produzieren. Die Raffinerie in Heide arbeitet bereits daran. Damit ausreichend Wasserstoff produziert werden kann, ist sehr viel mehr erneuerbarer Strom erforderlich. Dafür muss der Ausbau von Wind- und Solarenergie zügig vorangetrieben werden.
Dossier Faktencheck Freiflächen-Solaranlagen 
Um die Klimaziele zu erreichen, muss Solarenergie in erheblichem Umfang zur Erzeugung erneuerbaren Stroms beitragen. Sie muss daher viel stärker ausgebaut werden, damit Industrie, Gewerbe, Tourismus, Haushalte und Verkehr klimaverträgliche Energie nutzen können. Zudem ist Solarstrom u. a. auch für Wärmepumpen erforderlich, um die Gebäude von Haushalten, Verwaltung und Wirtschaft mit nachhaltiger Wärme zu beheizen. Die aktuelle Diskussion zeigt viel Unsicherheit, wie der nötige Ausbau erfolgen soll und gelingen kann. Der Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (LEE SH) liefert mit diesem Fakten-Check grundlegende Informationen für sachorientierte und fundierte Entscheidungen.

VERSIEGELN SOLARENERGIEANLAGEN WERTVOLLE FLÄCHEN?

Moderne Solarenergieanlagen erzeugen 25 – 30 Jahre erneuerbaren Strom. Um wertvolle landwirtschaftliche Böden zu erhalten werden keine permanenten Betonfundamente gegossen sondern Rammfundamente oder spezielle Verankerungen mit Spinnankern eingesetzt. Diese ermöglichen nach Ende der Betriebszeit der Anlage einen rückstandslosen Abbau. Da zudem lediglich die Ständer der Unterkonstruktion im Boden verankert werden, bleibt die Fläche während der Nutzung der Solaranlagen überwiegend unberührt. Sie lässt sich zwischen und unter den Modulen daher landwirtschaftlich oder für den Artenschutz nutzen.

KONKURRIEREN FREIFLÄCHEN-SOLARANLAGEN MIT DER LANDWIRTSCHAFT UM WERTVOLLE FLÄCHEN?

Um den nötigen Ausbau der Freiflächen-Solarenergie zu erreichen, sind auch landwirtschaftliche Flächen nötig. Insbesondere landwirtschaftliche Flächen, die nicht ausreichend produktiv sind, wie z. B. Niederungen, können mit Solarenergie wirtschaftlich genutzt werden. Ebenso lassen sich extensive Landwirtschaft und Energieerzeugung verbinden. Sowohl Imkerei und Beweidung, als auch der Anbau von Sonderkulturen (z. B. Beeren, Kräuter) ist möglich. Die Solaranlagen schützen diese Pflanzen vor Austrocknung, Wind oder Sturzregen. Gemäß Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE steigert die Kombination von Landwirtschaft und Solaranlagen die Flächeneffizienz. Denn es wird PV-Leistung ausgebaut bei entweder gleichzeitigem Erhalt fruchtbarer Ackerflächen für die Landwirtschaft oder in Verbindung mit der Schaffung artenreicher Biotope.

BEEINTRÄCHTIGEN SOLARENERGIEANLAGEN DAS LANDSCHAFTSBILD?

In Deutschland gibt es vielfältige Landschaftsformen, die sich durch die menschliche Nutzung auch historisch stetig ändern. Felder sind größer geworden, Tiere weiden weniger draußen. Verkehrswege, Wohnsiedlungen, Deiche, Kern-, Kohle- und Gaskraftwerke, Windenergie-, Biogas- und Solarenergieanlagen – alles verändert das Landschaftsbild. Norddeutsche sind ein anderes Bild gewohnt als Süddeutsche, junge Menschen ein anderes als ihre Großeltern.

Was gefällt, ist durch Gewohnheit geprägt und sehr individuell. Bäume und Hecken können die Sichtbeziehungen in Landschaften mit Solarenergieanlagen harmonisch gestalten. Bestehende Knicklandschaften lassen sich bei der planerischen Ausgestaltung der Anlage berücksichtigen. Forschungsinstitute arbeiten auch daran, dass sich Solarenergieanlagen künftig farblich an ihre Umgebung anpassen können. Diese Maßnahmen dienen dazu, Solarenergie und Landschaftsbild zukunftssicher gemeinsam zu gestalten.

WIE WIRKEN SOLARENERGIEANLAGEN AUF DIE ARTENVIELFALT?

Unter den Modulen können sich zahlreiche Tier- und Pflanzenarten ansiedeln. Insekten, Reptilien und Brutvögel fühlen sich in Solarparks wohl, wenn das Grünland in den Zwischenräumen entsprechend gepflegt wird. Denn Düngemittel und Pestizide kommen hier nicht zum Einsatz. Eine Studie des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft (bne) hat aufgezeigt, dass Freiflächen-Solaranlagen bei naturverträglicher Ausgestaltung zu einem deutlich positiven Effekt auf die Artenvielfalt führen können. Sie belegt dies für Tagfalter, Heuschrecken und Brutvögel. Die Studie stellt auch fest, dass breitere besonnte Streifen zwischen den Modulreihen die Anzahl der Arten- und Individuen an Insekten, Reptilien und Brutvögeln erhöhen. Besonders deutlich ist dies für die Zauneidechse nachgewiesen.

WIE IST DIE WIRTSCHAFTLICHKEIT?

Die Installation von Freiflächen-Solarenergieanlagen ist wesentlich günstiger als die auf Dächern. Außerdem ist die Ausbeute meist besser, da sich die Anlagen in der Fläche leichter optimal ausrichten lassen als auf Dächern. Die Wartung der Anlagen am Boden ist zudem unkompliziert und damit günstig. Mit einem geringeren finanziellen Einsatz ist also eine höhere Ausbeute an Strom erzielbar. Daher sind Freiflächen-Solarenergieanlagen bereits heute die günstigste Form erneuerbaren Strom zu erzeugen.

WELCHE VORTEILE HAT DIE REGION?

Freiflächen-Solarenergieanlagen schaffen vielfältige Wertschöpfung. Flächeneigner und auch viele Landwirte können mit Freiflächen-Solarenergie ansonsten brachliegende oder unrentable Flächen gewinnbringend nutzen. Die Kommunen profitieren von den Gewerbesteuereinnahmen und künftig zusätzlich von bis zu 0,2 Cent/kWh durch eine Abgabe der Betreiber. Auch eine Direktvermarktung des erneuerbaren Stroms in der Nachbarschaft soll nach EU-Recht künftig möglich sein. Dann können die Betreiber der Solaranlagen Bürgerstromtarife vor Ort anbieten, sodass auch die Bürger*innen in der unmittelbaren Umgebung der Solaranlagen direkt profitieren können.

WAS GESCHIEHT MIT DEN ANLAGEN NACH DEREN LEBENSDAUER?

Freiflächen-Solaranlagen lassen sich rückstandslos demontieren, ohne den Boden zu beeinträchtigen. Das Recycling von Solaranlagen ist in Deutschland im Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) geregelt. Ergänzend hat der Bundesrat am 07.05.2021 die Elektro- und Elektronik-Altgeräte Behandlungsverordnung (EAG-BehandV) beschlossen. Sie stellt die umweltverträgliche Entsorgung von Elektro- und Elektronik Altgeräten (EAG) sicher und schafft umfangreiche Pflichten für Betreiber von Erstbehandlungsanlagen bzw. konkretisiert diese. Abgebaute Anlagen werden in die Grundmaterialien wie Glas, Aluminium und Halbleiter getrennt.

Siliziumbasierte und nicht-siliziumbasierte PV-Panels müssen gesondert voneinander behandelt werden. Die Aluminium- und Cadmium-Tellurid-Anteile von PV-Modulen sind zu trennen und einem entsprechenden Recycling zuzuführen. Ausschließlich nicht mehr gebrauchsfähige Module dürfen recycelt werden. Noch funktionsfähige PV-Module müssen wiederverwendet und dem Zweitmarkt zugeführt werden. Es ist gewährleistet, dass die wertvollen Rohstoffe der Solaranlagen nach dem Abbau in einen nachhaltigen Wertstoffkreislauf integriert werden.

WANN HAT SICH EINE PV-ANLAGE ENERGETISCH AMORTISIERT?

Moderne PV-Anlagen haben schon nach 1,5 – 4 Jahren die Energiemenge erzeugt, die zu ihrer Herstellung nötig war. In den letzten Jahren hat sich diese energetische Amortisation erheblich verringert. Sie variiert je nach Technologie und Standort. Bei einer Lebensdauer von 20 Jahren produziert eine PV-Anlage etwa die zehnfache Menge an erneuerbarem Strom verglichen mit der Energie, die für ihre Herstellung benötigt wurde. Aufgrund der meist deutlich längeren Lebensdauer der heutigen Anlagen liegt der Erntefaktor also weit über zehn.

QUELLEN:
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